22.12.2008 - 12:59 - Sie steht in großer Kritik und wurde und wird in verschiedenen Foren angeprangert. Gerade auf amerikanischen Seiten gilt sie als "No-Go". Sie raubt dem Spiel einen Teil dessen was Diablo ausmachte, man hat nichts mehr über was man sich nach einem Levelaufstieg freuen könnte. Die Rede ist von der automatischen Attributsverteilung. Doch stimmt das alles?

Ich behaupte an dieser Stelle einfach einmal: Nein.

Viele amerikanische Spieler wollen nach meiner Erfahrung etwas Komplexes, etwas bei dem man denken muss wenn man seinen Charakter entwickelt. Wahrscheinlich missfällt deswegen vielen Seiten aus den USA das neue automatische System in Diablo 3. Und auch hierzulande gibt es viele Spieler, die denken man würde ihnen eine Möglichkeit zur Charaktergestaltung nehmen. Sogar ich persönlich dachte anfangs ähnlich. Es sind keine uniquen Builds möglich, ging es mir zuerst durch den Kopf. Das einzig positive das ich dem System abgewinnen konnte war, dass ein Newbie sich nicht mehr so leicht tun konnte seinen Charakter zu verbauen. Doch diese Meinung hat sich geändert. Und zwar grundlegend.

Lasst mich noch einmal kurz ausholen, und bei fehlenden Attributsanforderungen für Items beginnen. Denn die Anforderungen fallen in Diablo 3 flach. Darüber freue ich mich ganz besonders. Mein Barbar hatte so unendlich viel Stärke und Leben, aber auf etwa Level 75 fand ich da einst diese Gothic Plate die so perfekt zu meinem Build gepasst, aber nochmal rund 100 Stärke mehr gebraucht hätte. Wenn man in Diablo 3 die Perfect Doomarmor of Immortality findet, dann darf man die auch gleich anziehen.

Ok, Moment, ich höre dich gerade denken dass Attribute dann ja völlig umsonst geworden sind. Falsch. Attribute sind wichtig, und man kann Attribute anpassen. Ich weiß das sich das gerade wie ein Widerspruch zum geplanten System anhört, aber ich kann es belegen. Dennoch fahre ich mal Schritt für Schritt fort, um es völlg klar zu machen. Dazu komme ich zuerst einmal auf die Funktion der Attribute zurück.

• Stärke - Beeinflusst den Nahkampfschaden.
  
• Geschicklichkeit - Beeinflusst den Fernkampfschaden.
  
• Ausdauer - Beeinflusst die Lebenspunkte.
  
• Willenskraft - Beeinflusst den Manavorrat.

Stärke ist also für Nahkämpfer von großer Bedeutung, Geschick für Fernkämpfer, Leben für alle, und Willenskraft gewinnt durch die wegfallenden Superleechmöglichkeiten für Magier eine wieder größere Bedeutung. Bewahrheitet es sich, dass die Attribute unterschiedliche Auswirkung je nach Klasse haben, dann sind alle Attribute auf ihre Weise wichtig für jede Klasse.

Als nächstes nehmen wir uns die Aussage von Jay Wilson zu Herzen, dass Items nach wie vor reine Zufallsattribute haben werden, und auch die Hauptattribute auf den Items zu finden sind. Die Powerarmor of the Worldslayer kann also einen genialen Rüstungswert und neben diversen Fähigkeiten auch massig Stärke haben. Aber auch Willenskraft, mit der ein Barbar der diese Rüstung tragen will, nicht viel anfangen kann. Wenn man aber die richtigen Items mit den richtigen Attributen kombiniert, dann kann man dadurch ein Attribut in ungeahnte Höhen schrauben.

Ich spiele gerade Warhammer Online. Ein Spiel, mit automatischer Attributsverteilung und keinen Itemanforderungen. Also exakt das Ding das für Diablo 3 geplant ist. Werft einmal einen Blick auf den Willenskraft Tooltipp meiner Heilerin. Wie man deutlich sehen kann, hat die automatische Verteilung meinem Charakter 188 Willenskraftpunkte zugestanden. Dennoch habe ich 353 mehr. Ein paar Punkte hier zwar auch durch einen Buff, aber den Rest über Items. Man sieht also deutlich, dass es gut möglich ist seine Charakterwerte nach oben zu schrauben. Auch wenn Attribute automatisch verteilt werden. Man macht das aber nicht mehr über Punkte beim Levelaufstieg, sondern über Itemstats.

Was bedeutet das? Das bedeutet, dass man sich in Diablo 3 die Werte der Items näher betrachten sollte. Ist der Rüstungswert des absoluten Wahnsinns und 5% Schaden es Wert, ein Teil anzuziehen, das Geschicklichkeit und Willenskraft hat? Oder fahre ich mit diesem Standardobjekt, das Stärke und Ausdauer hat, nicht doch besser? Will ich wirklich auf 200 Lebenspunkte verzichten um eine 4% Chance zum finden magischer Items zu haben? Dieser Bogen hier hat die Geschicklichkeit des Ultramarines, der andere macht mehr Schaden und hat Willenskraft. Welcher rentiert sich tatsächlich? Man wird abwägen müssen. Abwägen was besser zu seinem Build und Spielstil passt. Und wenn alle Attribute, wie derzeit aber noch unbestätigterweise kursiert, für alle Klassen von gleichberechtigter Bedeutung sind, dann heißt es überhaupt viel nachzudenken was sinnvoller ist. Denn dann kann auch Stärke für die Nahkampfzauber der Zauberin ein Entscheidendes ausmachen. Ein Rezept, das auch in WAR die Vielfalt der Charaktere eher unterstützt, als sie wie befürchtet zu ersticken. Alleine durch das geschickte Auswählen seiner Items kann man sich also deutlich von anderen in der selben Klasse mit den selben Skills abheben. Und seien wir ehrlich. Um das ständige Finden von immer noch besseren Items geht es in Diablo ja im Kern.

Dazu kommen noch die Runen, die nicht nur das unsichtbare Build hinter dem Charakter, sondern auch die flashigen Effekte die jeder sieht modifizieren. Dann noch die Edelsteine, sofern sie kommen, oder ein anderes von Jay Wilson angesprochenes System zur Charaktergestaltung. Ich habe absolut keine Angst in Diablo 3 meinen Charakter nicht entsprechend entwickeln zu können. Mit zu vergebenden Attributspunkten hat ohnehin jeder das selbe gemacht. Stärke oder Geschicklichkeit und Leben ausbauen was geht. Wie man am oberen Willenskraftbeispiel sieht, ist das weiter möglich. Aber verbunden mit Itemsuchen. Das heißt durch Dämonen schnetzeln. Das heißt, das Spiel spielen. Und hier will ich als vorletztes auf die Meldung zurück kommen, dass jedes Monster alles dropen wird können. In Kombination mit dem Charakterentwicklungssystem eine geniale Sache. Betrachtet man einmal das große Bild und nimmt da auch noch die KomboExP mit hinzu, bedeutet das was?

Es bedeutet, dass man ständig das Spiel spielt um erfahrener und besser ausgerüstet zu werden. Man ist nicht dazu gezwungen einen Boss tausende Male nach einem bestimmten Item abzufarmen. Im Gegenteil, das wäre schlecht. Man würde auf dem Weg keinen ExP-Bonus machen, und müsste Glück haben nicht zu sterben oder teure Heiltränke verschwenden. Man ist nicht dazu gezwungen ewig im selben Gebiet zu grinden. Was nichts nützen würde, weil die Items Levelangepasst sein werden. Sondern man kann einfach frisch und frei drauf los spielen.

Als Letztes will ich auf den Punkt eingehen, man hätte durch die fehlenden Attributspunkte nichts, auf was man sich beim Levelaufstieg freuen könnte. Also ehrlich. Freut ihr euch auf die Punkte, oder den eigentlichen Attributsanstieg? Ich auf Letzteres, und genau dieser findet auch mit diesem System statt. Aber wer freut sich bei einem Levelaufstieg denn eigentlich wirklich über Attributspunkte? Oder besser gefragt. Wer freut sich darauf, wenn es ohnehin keine Itemanforderungen mehr gibt auf die man hinarbeiten könnte? Aber auf den Skillpunkt freue ich mich. Auf den freute ich mich immer mehr als auf die Attributspunkte. Und den gibt es weiterhin. - 22.12.2008 12:59 Uhr - Aufgerollt #7: "Automatisch ist einfach?"
- 07.01.2009 21:07 Uhr - Erneute Meldung von Bashiok zum Attributssystem
- 26.04.2009 11:20 Uhr - Aufgerollt #8: Reskillen, oder nicht reskillen?
- 25.09.2008 12:49 Uhr - Aufgerollt #5: "Deutschland und die Extrawurst"
- 12.10.2008 01:42 Uhr - [Kolumne] Attributspunkte automatisch vergeben