12.04.2010 - 13:45



Lassen wir dieses Zitat vorerst unkommentiert, und machen einen kurzen Ausflug in die Geschichte. Wer weiß, was wir 1300 etwa für einen Entwicklungsstand hatten? Keine Angst, ihr müsst jetzt keine Bücher befragen, ich sage es euch.

1300 war kein schönes Jahrhundert für die Menschen in der bekannten Welt. Es gab einen Klimawandel der als die kleine Eiszeit in die Geschichte eingegangen ist. Die Pest dezimierte rund 30% aller Einwohner Europas und Asiens. Durch die veränderten klimatischen Bedingungen entstand eine der größten Agrarkrisen der Geschichte. Alles verteuerte sich, die Armut stieg drastisch an. Die Bauern konnten von ihrem Land nicht mehr leben, lediglich die Städte boten höhere Löhne. So entstand eine Landflucht, welche die verarmten und verhungernden Menschen in die Städte, und da mit zur Pest hin, trieb. Königliche Gewalten mussten vor dem Chaos oftmals kapitulieren. Und das wiederum begünstigte die Entstehung des berüchtigten Raubrittertums, dass selbst aus dieser Not heraus geboren wurde.

Mittlerweile weiß jeder wo wir uns in etwa befinden, denke ich. Wir sind in der Zeit der Schwerter, Armbrüste und Äxte. Den Flaschenzug gibt es seit etwa 350 Jahren, aber er wird erst in weiteren 200 Jahren flächendeckend eingesetzt werden. Katapulte, Trebuchets und Belagerungstürme sind die großen Kriegswaffen. Dämonen und Magie sind in den Köpfen der Menschen Realität. In weit entfernten Ländern leben Menschen, die fremdartige Rituale kennen, und pyramidenförmige Tempelbauten errichten. Ihre Götter tragen furchterregende Masken, ihre Priester beherrschen böse Kräfte. Das erinnert alles an die Spielwelt von Diablo? Ja, richtig.

In Sanktuario gibt es aber auch schon Geschütztürme, was uns zeigt, dass sich die Menschen bereits in der Übergangsepoche zum nächsten Zeitalter befinden. Genau wie wir Menschen im 11.-13. Jahrhundert. In diese Epoche fällt die Geburtsstunde der Mörser, Kanonen und Handfeuerwaffen. Die erste Handfeuerwaffe war das Faust- oder Handrohr. Das war ein mobiles Rohr aus Bronze aus dem ein großer Bleibatzen verschossen wurde. Es wäre für die Spielwelt von Diablo also gar keine so große Umwälzung, wenn es bald Schusswaffen gäbe. Ich versuche das einmal logisch zu betrachten:

Der Durchschnittsmensch in Sanktuario sieht die Magier mit ihren Feuerbällen und mächtigen Geschoßen und Strahlen, aber kann diese Kunst selber nicht erlernen. Gleichzeitig lebt unser Normalbürger aber in einer Welt, in der er ständig von Untoten, Dämonen und Bestien bedroht wird. Was liegt näher, als nach einer technische Lösung zu suchen, die es einem gewöhnlichen Bürger erlaubt sich auf ähnlichem Wege zu verteidigen? Die Grundvoraussetzungen für diese Technik sind gegeben. Und nach all den Invasionen aus der Hölle kann ich mir nicht vorstellen, dass die Bauern mit ihren Geräten weiterhin glücklich sind.
"Herta, da sind ein paar Gefallene auf der Weide, reich mir meine Heugabel.", kann ich mir in einem solchen Moment nur humoristisch angehaucht vorstellen.

Diese Betrachtung macht Schusswaffen in Diablo eigentlich zu einer logischen Weiterentwicklung. Mehr noch. Diese Waffen wurden in der Realität in ähnlichen Bedingungen erfunden, aber sogar ohne eine übermächtige Bedrohung durch Dämonen. Eigentlich wäre es dadurch sogar eine zwingende Weiterentwicklung. Denn was tut der Landbewohner in Sanktuario seit ewigen Jahren? Um sein Leben bangen. Wen man es ganz nüchtern betrachtet leben die Menschen in dieser Welt unter ständigen Extrembedingungen. SIe haben Angst. Und Angst hat in solchen Umständen schon immer dazu geführt dass sie sich die Menschen bewaffnet haben. Ein einzelner Held der mal vorüberkommt mag ja was Tolles sein. Ich persönlich würde mich mit einer Schusswaffe aber sicherer fühlen.

Soviel zu Geschichte und Logik. Aber wie würde solch eine Umwälzung in der Spielwelt aufgenommen werden? Denn das Setting würde sich, wie auch Bashiok sagt, fühlbar verändern. Anstatt einer mittelalterlichen Welt mit Magie und Dämonen zu bleiben, würde das in eine Art Steampunkwelt mutieren. Solche Settings kennen wir bereits aus anderen Spielen. Aber kann das die Zukunft von Diablo sein? Was sagem die Kenner der Serie dazu? Ich persönlich würde es auf einen Versuch ankommen lassen. Am liebsten wäre mir ein Addon mit Klassen, die eine technische Weiterentwicklung symbolisieren. So könnte man relativ gefahrlos testen ob es angenommen wird. Meiner Meinung nach würde dass nicht nur eine logische Entwicklung darstellen, sondern auch frische Impulse und echte Neuerungen in das Spiel einbringen. Bisher gibt es für mich persönlich keine echte Innovation. Der Barbar ist der Barbar. Die Zauberin die Zauberin. Der Mönch ist unumstritten cool, aber irgendwie ist er halt doch nur eine aufgedonnerte Assassine. Und der Hexendoktor ist halt der neue Beschwörer.

Ich würde gerne einen Gewehrschützen sehen der unterschiedliche Pulverladungen und Geschosslaborierungen entwickeln kann. Er könnte tödliche Salven abfeuern oder Geschosse, die seine Ziele durchbohren. Es gab schon immer Köcher mit Bolzen und Pfeilen, da kann ein Sack mit Projektilen nicht schwer zu integrieren sein. Der Schütze könnte zusätzlich Fallen stellen, oder einfache Abschussvorrichtungen bauen, die ihn und die Gruppe unterstützen. Und Bomben müssen nicht immer magisch sein. Ein praller Sack voll Schwefel, Salpeter und Asche kann Fürchterliches tun wenn man ihn entzündet.
Und wie wäre es mit einem Mechanikskilltree, der den für Steampunk namensgebenden Dampf kontrollieren kann? Ein dampfgetriebenes Schnellfeuergewehr wäre ziemlich cool.
Kommen wir auf Bashioks Zitat zurück. Wie seht ihr das? Wären das Neuerungen die ihr akzeptieren würdet? Oder wollt ihr Euch ein Diablo mit Musketen erst gar nicht ausmalen?