ABD AL-HAZIRS SCHRIFTEN: DUNKLE KULTISTEN
Abd al-Hazir gilt als berühmter Ehrenmann, Historiker und Gelehrter. Vor kurzem hat er mit einer bis dato unvergleichlichen Arbeit begonnen: die Suche, Erforschung und Sammlung von Informationen über die verschiedensten Orte auf dieser Welt mitsamt ihren Bewohnern. ... Mehr zu Abd al-Hazir
Dunkle Kultisten (Eintrag Nr. 042)
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Ich wusste, dass mich die Kultisten gefunden hatten, als ich heute Morgen das blutige, gewellte Messer tief in meiner Tür stecken sah. Ich habe monatelang versucht, die fiebrigen Trugbilder zu vergessen, die mich seit der Begegnung vor ein paar Monaten quälen, jedoch ohne Erfolg. Und nun wissen sie, wer ich bin.
Es gibt eine totale und drückende Finsternis, die nur bei Nacht und nur draußen in tiefer Wildnis herrscht. Ich kämpfte mich also durch den dichten Wald von
Tristram und war froh, als ich schließlich das Licht eines entfernten Feuers erblickte, in der Hoffnung, dort die Gesellschaft anderer Reisender zu finden. Doch als ich näher kam, überkam mich ein Gefühl, das noch dunkler als dieser lichtlose Wald war. Es war so entsetzlich schrecklich, dass ich schon kehrt machen wollte, bis schließlich ein Gesang in meine Ohren drang und mich zu sich hinzog. Welche Götter es auch sein mochten, die mir genug Geistesgegenwärtigkeit zuteilwerden ließen, um mich im letzten Moment von diesem unheiligen Ort und Ursprung des Klanges fernzuhalten, ich bin ihnen dankbar. Denn stattdessen suchte ich mir einen gut versteckten Aussichtspunkt, von dem aus ich die Lichtung, auf der eine eisige Luft lag und die wie in den Wald hineingeschlagen aussah, überblicken konnte.
Damals sah ich sie zum ersten Mal, die Dunklen Kultisten, aufgestellt in einem Kreis. Ihre Fackeln tauchten das makabre Geschehen in ein fahles Licht, welches auf ihren schillernden runenbestickten Roben tanzte. Ich hatte Geschichten über diese Kultisten mit ihren Kapuzen und deren verdorbene Rituale gehört und ich muss gestehen, dass ihr Anblick ein wenig Neugierde in mir weckte. Ihre monotonen Kultgesänge hallten durch die Nacht und ich wollte schon das Weite suchen, aus Furcht sie würden mich entdecken, doch dann wurde meine Aufmerksamkeit von einer blassen, um Gnade flehenden Gestalt mit trübem Blick im Bann gehalten, die vorgeführt wurde. Ich weiß nicht, ob er nun schwachköpfig war, sich in einem religiösen Wahn verloren hatte oder ob er einfach nur unter dem Einfluss von Drogen stand, doch er war definitiv von Sinnen, als er sich in der Mitte des vor lauten Stimmen dröhnenden Kreises hinkniete.
"Ich wünschte, ich hätte das Schicksal nicht mit meinen voreiligen Worten herausgefordert. Lieber ist man enttäuscht als dem blanken Schrecken ins Auge zu blicken - und genau diesem Schrecken bin ich letzte Nacht begegnet."
Der Gesang verstummte, als der Anführer, dessen Gesicht von einer reich vergoldeten Kapuze verdunkelt wurde, hervortrat und ein Ritual in einer unverständlichen Sprache anstimmte. Ein großer, muskelbepackter Kultist mit einer ledernen Maske stülpte eine schwarze Kapuze ohne Augenlöcher über den Kopf des Opfers und zog einen unheimlich langen Nagel aus seiner Schärpe. Ich versuchte mir auszumalen, welchem Zweck dieser verfluchte Nagel nun dienen sollte, doch dann sah ich den riesigen stygischen Hammer in seiner anderen Hand. In einer einzigen Bewegung riss er den Hammer in die Höhe, ließ ihn dann nach unten schnellen und trieb den Nagel mit einer unglaublichen Wucht in den Rücken des Knienden. Ich hätte beinahe geschriehen... doch das Opfer gab keinen Laut von sich.
Als dann ein weiterer Nagel hervorgezogen wurde, wusste ich, dass ich genug gesehen hatte. Der Gedanke daran, einen dieser Nägel in meinen Leib gerammt zu bekommen, falls sie mich erwischten, ließ mich zittern. Ich wandte meinen Blick ab, als ich mit Ekel vernahm, wie ein weiterer Nagel in williges Fleisch getrieben wurde. Die komplexen, in seine Robe gewebten Runen fingen an, sich auf widerwärtige Art und Weise zu schlängeln und herumzuwirbeln. Ich sah entsetzt zu und konnte spüren, wie mich allmählich mein gesunder Menschenverstand verließ. Langsam machte ich mich daran, diesen gefährlichen Ort zu verlassen. Entgegen des brennenden Verlangens, Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen, zwang ich mich zuerst zu gemächlichem Schritte, konnte jedoch schließlich nicht mehr anders und rannte davon - ungeachtet dessen, ob ich nun ein Geräusch machte oder nicht. Meine Beine trugen mich, bis ich zusammenbrach, um mich sobald wie möglich wieder aufzurappeln und weiter zu laufen.
Vor nicht allzu langer Zeit schrieb ich, dass an
Neu Tristram das greifbare Grauen fehle, für den der Ort so bekannt war und das man erwartete. Ich wünschte, ich hätte das Schicksal nicht mit meinen voreiligen Worten herausgefordert. Lieber ist man enttäuscht als dem blanken Schrecken ins Auge zu blicken - und genau diesem Schrecken bin ich letzte Nacht begegnet.
Seitdem ich wieder Zuhause bin, habe ich fieberhafte Nachforschungen über diese von Dämonen besessenen
Kultisten angestellt. Ich wollte wieder Ruhe finden und mich davon überzeugen, dass es alles nur ein böser Traum gewesen war; doch jede geflüsterte, angsterfüllte Geschichte verstärkt nur die Kälte, die mich ergriffen hat. Ich weiß nicht, welche meiner Taten mich verriet, doch meine schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden: Ich wurde gebrandmarkt."
Hierbei handelt es sich um Abd al-Hazirs Werk. Unglücklicherweise wird der Autor, der für seine Sammlung des Seltsamen und Wundervollen unserer einzigartigen Welt bekannt ist, seit Ende letzten Jahres vermisst.
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Quelle:
Offizielle Diablo 3-Webseite
geschrieben von Romean
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